Kirche in den Gemeinden Semlow im Amt Ribnitz-Damgarten, Eixen im Amt Recknitz-Trebeltal, Weitenhagen im Amt Franzburg-Richtenberg -
Landkreis Nordvorpommern, Land Mecklenburg-Vorpommer; Kirchengemeinde Semlow - Eixen im Kirchenkreis Stralsund, Pommersche Evangelische Kirche

750-Jahrfeier Eixen
Kizeinet

Pommersche Kirchenzeitung 12. Juli 1998:

Seit 75O Jahren gibt es das kleine 400-Einwohner- Dörfchen Eixen, im Westen der pommerschen Landeskirche. Das soll gefeiert werden und wird auch ausgiebig getan. Die Festwoche in Eixen begann am letzten Wochenende mit einem Gottesdienst und wird am Sonntag, dem 12. Juli, mit dem Missionsfest zu Ende gehen. Der Autor des folgenden Beitrages ist Pastor in Eixen.

„Frau Backmeyer möchte doch bitte bei Frau Niedermeyer Bescheid sagen, daß bei Frau Ohlemeyer ein Kind zur Welt gekommen ist.“ Fröhliches Gelächter erklingt in der Kirche mitten in der Predigt, als ein Pastor an diesen Anruf aus der Entbindungsstation erinnert. Eine kleine Begebenheit aus vergangener Zeit, in der es nur wenige Telefone im Dorf gab.
Die Predigt teilten sich fünf Pastoren am vergangenen Wochenende beim Festgottesdienst zur 750-Jahrfeier der Gemeinde und der Kirche in Eixen. Sie alle haben in der Vergangenheit hier ihren Dienst getan. Unter dem Bibelwort aus dem l. Korintherbrief „Es sind verschiedene Kräfte, aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen“, stehen der Glaube und das Leben der letzten Jahrzehnte in der Kirchengemeinde Eixen im Mittelpunkt.
Und es sind nicht nur fröhliche Minuten - manchem laufen Tränen übers Gesicht, als traurige Erinnerungen erzählt werden.
Von den Menschen wird berichtet, die diese Gemeinde ganz im Westen der pommerschen Landeskirche geprägt haben. Ein gemischtes Volk ist es, pommersche „Ureinwohner“, Siedler aus Süddeutschland, Flüchtlinge und Zugezogene.
Da wird von Kampfgruppen vor dem Pfarrhaus berichtet und von Arbeitseinsetzen zur Renovierung der Kirche, vom Zusammenwachsen der Gemeinden Behrenwalde, Semlow und Eixen, von Posaunen und Gesang. Und immer wird vom gelebten Glauben der vielen Generationen erzählt und von dem einen Gott, der in dieser Gemeinde zu erleben ist. Es ist zu spüren in diesem Gottesdienst; die Menschen sind mit ihrer Kirche verbunden. Heute nimmt der Raum gerade so alle auf. Vorn am Altar stehen die Kinder - sie singen hebräisch und deutsch und spielen Flöte. Das ist ein Teil Gegenwart in der Gemeinde und auch ein Stück Zukunft.
In der Eixener Chronik vom ehemaligen Lehrer Siegfried Kurzhals ist zu lesen, was gefeiert wird: „Weil der Ritter Heinrich de Ecse wohl ohne Erben gestorben ist, wurde im Jahre 1248 auch Eixen dem Bischof von Schwerin übertragen. Diese Urkunde von vor 750 Jahren ist die Geburtsurkunde unseres Dorfes Eixen. Um diese Zeit wurde auch unsere Kirche erbaut.“
Vor Monaten schon kamen viele Einwohner, Heiden und Christen, im Feuerwehrgebäude zusammen und planten das Fest. Eine ganze Woche sollte es dauern und mit einem Gottesdienst beginnen. So wird gemeinsam gefeiert, wie auch gemeinsam gelebt wird: Kommune und Kirchgemeinde. Die Kommune umfaßt drei Dörfer mit 450 Einwohnern, die Gemeinde zwanzig größere und winzige Dörfer mit gut 1000 Gemeindegliedern.
Es gibt Konzerte und Veranstaltungen für alle Altersgruppen. Ein Höhepunkt ist am Sonnabend (11. Juli) der historische Festumzug, für den die Frauen nähen, die Männer den Dreschkasten und andere Geräte auf Vordermann bringen. Der Pastor putzt die alte Nickelbrille und das Barett, das er noch nie getragen hat. Ein Dorffest mit Musik und Tanz wird sich an den Umzug anschließen.
Und am Ende der Festwoche wird die Kirche zum Missionsfest wieder voll sein. Seit Jahrzehnten wird dieses Fest gefeiert, mal in Semlow, mal in Eixen, immer im Wechsel.
„Zuflucht ist bei dem alten Gott und unter seinen mächtigen Armen." Wieder einmal wird dieses Wort aus dem 5. Buch Mose erfüllt. Die Menschen in der Gemeinde Eixen kommen zu Gott, heute so wie seit 750 Jahren.
Und so wird am Ende des Gottesdienstes gebetet, für die Versammelten, die Menschen in der Gemeinde und in der Welt. Sie haben es nötig. Es sind ernste Minuten, denn das Leben ist nicht nur ein Fest. Dann geht es mit Gottes Segen hinaus in den windigen Tag.
Zum Kinderfest die einen, zum Kaffee die anderen. Ereignisse aus vergangenen Jahren werden erzählt. Als der Pastor sich nach einer halben Stunde aufmacht, stehen noch immer viele vor der Kirche.
Viele Namen stehen im Gästebuch, das Mitglieder der Partnergemeinde als Geschenk mitgebracht haben. In fünfzig Jahren werden sicher wieder Erinnerungen wach, vielleicht an die Tage heute. Hoffentlich kommt dann nicht nur Wehmut auf, sondern auch Freude.
„Unsere Kirche“, so heißt es in der Chronik, „steht auf einem Hügel am Rande des alten Dorfes. Eine Feldsteinmauer umrahmt den alten Friedhof mit dem Glockenstuhl.“ Eines wird in diesen Tagen ganz deutlich: eine „gottlose Gegend“ ist Eixen nicht.

Michael Mahlburg

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