Kirche in den Gemeinden Semlow im Amt Ribnitz-Damgarten, Eixen im Amt Recknitz-Trebeltal, Weitenhagen im Amt Franzburg-Richtenberg -
Landkreis Nordvorpommern, Land Mecklenburg-Vorpommer; Kirchengemeinde Semlow - Eixen im Kirchenkreis Stralsund, Pommersche Evangelische Kirche

Beschreibung Kirche Semlow

Vorbemerkungen
Der Ort Semlow (aus dem slawischen Wort für "Heimat/Erde") ist spätestens im 12. Jahrhundert entstanden. Näheres über die Geschichte des Ortes, die ebenso wie die der Kirche eng mit dem Geschlecht von Behr (nach 1750 Behr-Negendank) verbunden ist, wird in der Dorfchronik berichtet.
Am Rand des heutigen Dorfes steht die Kirche, umgeben von einer Feldsteinmauer und einem spätgotischen Backsteinportal. Durch die Verlegung des Friedhofes um 1860 an den Dorfausgang in Richtung Schlemmin blieben auf dem Kirchhof eine Anzahl alter Grabsteine, schmiedeeiserner Kreuze und Grabgewölbe erhalten. Gegenüber der Kirche wurde 1872 eine kleine neugotische Kapelle errichtet.

Der Bau der Kirche
In unserer Gegend faßte die Kirche durch Bischof Berno von Schwerin und seinem Nachfolger nach 1167 Fuß, als Heinrich der Löwe die hier lebenden Wenden gewaltsam unterwarf.
Etwa dreißig Jahre später ist der Chor der Semlower Kirche entstanden. Die Kirche wurde um 1220 vollendet, vielleicht nachdem politische Ereignisse im Zusammenhang mit der Einwanderung deutscher Siedler die Arbeiten unterbrochen hatten. In dichter Nachbarschaft der ehemaligen Burg diente sie in vergangenen Zeiten auch als Zufluchtsort. Hier in Semlow und im benachbarten Tribohm stehen die ältesten erhaltenen Kirchen des damaligen Festlandes Rügen.
Errichtet wurde die Kirche im spätromanischen Stil aus geschlagenen Granitfindlingen. Die Mauerstärke beträgt im Durchschnitt 1,50 Meter. Die Fenster des Chores sind mit Backsteinen sauber gefasst. Diese Ziegel weisen Scharierungen auf, die in die Zeit um 1200 weisen.
In den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens hatte die Kirche ein anderes äußeres Erscheinungsbild als heute. Die Wände waren zwischen den Feldsteinen mit einem roten Fugenband versehen, von dem vereinzelt Farbreste und Fugenritzungen noch zu erkennen sind. Dieses damalige Aussehen wurde 1999 an einem Abschnitt an der Südwand des Chores wieder hergestellt. Vielleicht wird unsere Kirche in einiger Zeit wieder ganz mit den Fugenbändern zu sehen sein.
Die aus Eichenholz bestehende Dachkonstruktion des Kirchenschiffes hat sich aus dem frühen 13. Jahrhundert erhalten, wurde aber bei ihrer Sanierung 1996 zusätzlich gesichert. Der Giebel des Chores ist im vergangenen Jahrhundert mit einem Rundbogenfries an den Außenkanten, einer zehnseitigen Rosettenblende und einem Kreuz auf der Spitze versehen worden. Die Vorhalle an der Nordwand des Chores wurde 1861 angebaut.

Der Turm
An seiner Südwand finden sich Reste weißer Fugenbänder. In früherer Zeit hatte der Turm ebenso wie Kirchenschiff und Chor ein Satteldach. Die seit 1790 geschweifte Haube war ursprünglich mit Schindeln gedeckt. 1996 wurde die Holzkonstruktion erneuert und der Turm mit Kupfer gedeckt. Die Spitze trug ehemals über dem noch vorhandenen Bären ein Kreuz.
Über der Eingangstür im Turm befindet sich eine große Inschrifttafel. Darauf zu sehen sind die beiden Wappen Behr-Negendank und Inn- und Knyphausen, umgeben von je vier kleinen Wappen. Die Inschrift lautet: "Ulrich Behr-Negendank auf Semlow, Behrenwalde, Katzenow und Dölitz erbgesessen und seine Ehegemahlin Elma geb. Gräfin zu Inn und Knyphausen haben diese uralte Kirche erneut und Wände und Fenster mit Bildwerk geschmücket."
Diese Erneuerung geschah aus Verantwortung und Dankbarkeit, da die Familie Behr-Negendank in jener Zeit einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung erlebte, der 1861 durch die Erhebung des Patrons der Kirche in den Grafenstand seinen Höhepunkt fand. Wenige Jahre später wurde er erst zum Regierungspräsidenten in Stralsund und dann zum Oberpräsidenten der Provinz Pommern ernannt.
An der Südwand im Turm sind im Jahr 2004 artgerechte Fledermausquartiere entstanden, die einen Beitrag zur Vereinbarkeit von Denkmalschutz und Naturschutz in unserer Kirche darstellen. Im oberen Teil des Turms befinden sich Nistkästen für Turmfalken und Eulen, die auch angenommen werden.

Die Glocken und das Uhrwerk
Nach einem nicht mehr vorhandenem Bericht von 1583 soll die Kirche damals fünf Glocken gehabt haben. Seit dem Dreißigjährigen Krieg sind drei Glocken erhalten. Im Ersten Weltkrieg konnten sie vor der Ablieferung bewahrt werden, im Zweiten wurden zwei der Glocken abtransportiert, gelangten 1950 aber weitgehend unbeschadet zurück. Im Turm ist so ein sehr altes bronzenes Geläut erhalten.
1. Glocke: Durchmesser 1,30 m mit den Inschriften: "ANNO 1611 ALS DER E. G. VND EHRENVESTER CHRISTOFFER BEHR VF SEMLOW NVSTROW VND LOBBENITZ ERBSASS VND DIESER KIRCHEN PATRON MIT SEINER HERTZ VIEL GELIEBTEN HAVSFHRVEN DER EDLEN VND VIEL EHREN TVGENDSAHMEN HEDEWIG VON RIBBECK IN DER CHRISTENHEIT LEBETEN VND ERN MAGNVS AQVARIVS RVPINENSIS + M + DAS REINE EVANGELICVM CHRISTI ALHIER PREDIGTE IST DIESE GLOCKE GEGOSSEN WORDEN DVRCH + M + DINNIES + DROYSEN GLOCKEN GIESSERN IN GRYPHISWALD HEILIG IST UNSER GOTT DER HERR ZEBAOTH." "ICH KLING VND SING NACH GOTTES WIL. ACHT NICHT CALVIN PABSTS GAVKELSPIL. MICH HOREND EILE. GOTTES WORDT; SOLCHS FVHRET DICH ZVR LEBENSPFORT + DVRAT + META + CHRISTVS +" (gehärtet mit Christus).
2. Glocke: Durchmesser 1,15 m mit der Inschrift: "help got unbe maria. mccccxlvii" (1447).
3. Glocke: Durchmesser 0,75 m ohne Inschrift, wohl aus dem Ende des 14. Jahrhunderts.
In der Mitte unseres Jahrhunderts wurden die Glocken in sogenannte gekröpfte Joche gehängt, was ihren Klang und ihre Bruchfestigkeit nachteilig beeinflußt hat. Dabei wurden bedauerlicherweise bei den beiden kleineren Glocken die Kronen entfernt.
Die Turmuhr mit dem dazugehörigen Uhrwerk wurde 1856 von einer Berliner Firma eingebaut. 1998 wurden die Zifferblätter neu angefertigt, das Uhrwerk in seinem Originalzustand wiederhergestellt und mit einem elektrischen Aufzug versehen. Seine Gewichte sind bis heute Feldsteine.

Das Kirchenschiff
Im Gegensatz zur eher kargen Turmhalle bietet das Kirchenschiff durch seine reiche Ausstattung einen überraschenden Anblick. Die Vollständigkeit der Ausmalung ist in der Pommerschen Evangelischen Kirche einmalig.
Wie schon die Tafel über dem Turmeingang beschreibt, ist die Kirche um 1860 umfassend umgestaltet worden. Den Hauptanteil daran hatte der Maler Carl Julius Milde aus Lübeck, der hier im Auftrag des damaligen Patrons der Kirche Graf Behr-Negendank sein Hauptwerk ausführte. Diese Ausführung hat das preußische Kronprinzenpaar bei einem Besuch so begeistert, daß Milde den Auftrag für die Gestaltung des großen runden Westfensters im Kölner Dom bekam.
Weil Milde sich auch als Denkmalschützer verstand, hat er zu Beginn seiner Arbeiten die alte mittelalterliche Ausmalung der Kirche dokumentiert. Sie bestand im Kirchen-schiff in einem rot und blau-grün gemalten Rankenfries unter der Decke, einer ebenfalls in diesen Farben gehaltenen Einfassung der Fenster und einem unter den Fenstern umlaufenden Rautenband. Zwischen den Fenstern befanden sich je ein rotes Weihe-kreuz, darunter eine gemalte gotische Baldachinarchitektur. Reste davon werden seit 1998 durch die Diplom-Restauratorin Elke Kuhnert aus Stralsund nachgewiesen. In der unweit gelegenen Kölzower Kirche, die baulich der Semlower sehr ähnelt, wurde eine solche mittelalterliche Fassung restauriert.
Unter der jetzt sichtbaren Decke der Kirche befindet sich eine bemalte Holzdecke, die wohl aus der Zeit des Barock stammt. Zum Textanfang!

Die Ausmalung von Carl Julius Milde
Das Schiff der Semlower Kirche ist heute durch die zumindest in Vorpommern einmalige - in den Bildern spätnazarenische und in der Architekturmalerei romanisie-rende - Ausmalung Mildes geprägt. Er selbst hat das Bildprogramm entworfen. Jedoch sind keine Erläuterungen dazu von ihm erhalten. Durch die Art der Malerei entsteht der Eindruck eines Szenariums hinter den Wänden, der Decke und der Emporenbrüstung - als ob dem Geschehen in der Kirche Zuschauer beiwohnten.
Oberhalb der Sockelzone mit Quadermalerei befindet sich die mittlere Wandzone mit Szenen aus dem Alten Testament. Das Bildprogramm folgt vom Westende der Nordwand zum Ostende der Südwand, immer die Wände wechselnd, in etwa dem Aufbau des Alten Testaments: Sündenfall im Paradies, Noah mit der Weinrebe als Zeichen des Neubeginns nach der Sintflut, Abels Opfer (oben links Gottes segnende Hand), Himmelfahrt Henochs, Segnung Abrahams durch Melchisedek, Mose erhält die Gesetzestafeln, Simsons Kampf mit dem Löwen, Rückkehr der Kundschafter aus dem gelobten Land, König David mit der Harfe, König Salomo, Salbung Davids durch Samuel, Speisung des Propheten Elia durch den Raben. Unter den Bildern sind die entsprechenden Bibelstellen angegeben.
In der Laibung des Triumphbogens zwischen Schiff und Chor setzt sich die biblische Geschichte mit Bildern der Propheten fort, denen jeweils auf Christus hinweisende Bibelstellen zugeordnet sind. Von unten nach oben sind an der Südseite Micha, Jona, Jeremia und Jesaja dargestellt. An der Nordseite sind Sacharja, Daniel, Hesekiel und Johannes der Täufer zu sehen. Dieser findet hier seinen Platz, weil er in der christlichen Tradition als der letzte der Propheten gilt.
Durch die Engel in der oberen Wandzone ist der Übergang von der Erde zum Himmel (gleichzeitig vom Alten zum Neuen Testament) verbildlicht. Die sechs singenden und musizierenden Engel im Bereich der Orgelempore stehen für die himmlischen Heerscharen. Es folgen auf der Nord-, Süd- und Ostwand acht thronende Erzengel, die nach der Tradition die Engel sind, die mit Menschen in Verbindung treten und sie beschützen. Diese Engel stehen in Mildes Programm in Bezug zu den darunter dargestellten alttestamentlichen Szenen, auch wenn die Deutung nicht immer gesichert ist. An der Nordwand von Westen: Jophiel (Er verwies Adam und Eva aus dem Paradies.), Zadkiel (Sein Name bedeutet: "Meine Gerechtigkeit ist Gott". Abraham wird von Melchisedek gesegnet, dessen Name "Mein König ist Gerechtigkeit" bedeutet.), Gabriel (Der Maria die Geburt Jesu verkündet hat, dessen Wurzeln zum König David zurückreichen.). An der Südwand: Raphael (Er soll Noah ein Buch geschenkt haben, aus dem dieser Wissen zum Bau der Arche bezog.), Zaphkiel (Bezug unklar), Michael (Der als Beschützer Jerusalems und des gelobten Landes gilt, das zur Zeit Salomos seine größte Macht und Pracht entfalten konnte.). An der Ostwand: links Uriel (Sein Name bedeutet "mein Feuer ist Gott". In der Apostelgeschichte ist das Feuer Zeichen des Heiligen Geistes, in der angegebenen Bibelstelle ergreift Gottes Geist Besitz von David.), rechts Chamael (Er soll Jesus im Garten Gethsemane gestärkt haben.).
Es folgen an der Decke Darstellungen des Jüngsten Gerichts, die in neutestament-lichen Traditionen ihren Ursprung haben. Apostel, Evangelisten und Engel sind Beisitzer des Gerichts. Außen sind an beiden Seiten die Brustporträts von 12 Aposteln (11 Jünger - ohne den Verräter Judas - und Paulus) zu sehen, jeweils mit ihren Namen bezeichnet. Zur Mitte hin folgen die vier Evangelisten. In der Mitte ist Christus als Weltenrichter auf einem Regenbogen zu sehen, der am Ende der Sintflutgeschichte des Alten Testaments ein Zeichen der Versöhnung Gottes und der Menschen ist, die Jesus den Menschen für alle Zeit zugesagt hat. Im Osten und Westen der Mitte sind Engel des Jüngsten Gerichts dargestellt. Der abweisende Engel ist mit dem Schriftband "Ich habe euch noch nie erkannt, weichet alle von mir, ihr Übeltäter" versehen. Der einladende Engel hat das Schriftband: "Sei getreu bis an den Tod,so will ich dir die Krone des Lebens geben"
Die Malerei Mildes hatte bereits in den ersten Jahrzehnten nach ihrer Fertigstellung sehr gelitten. Daher wurde in den Jahren 1962 bis 1965 eine Restaurierung durchgeführt, die in den dabei übermalten Bereichen der Qualität Mildes nicht immer gerecht wurde. Auch die dabei angewandte Technologie zeigte nicht den gewünschten Erfolg, so daß eine Restaurierung seit 1998 von der Stralsunder Diplom-Restauratorin Elke Kuhnert und ihren Mitarbeiterinnen durchgeführt wird. Dabei wurde in der Nordwand eines der Anfang der sechziger Jahre ausgebauten Fenster wieder eingesetzt. Bei einer Restaurierung der gesamten Malerei Mildes sollen auch die restlichen ursprünglichen Fenster eingesetzt werden.

Die Orgel und die Empore
1850 erhielt die Kirche eine neue Orgel des Stralsunder Orgelbauers Nehrlich, von der das neoromanische Gehäuse, die Balganlage und Pfeifen erhalten sind. Barnim Grüneberg aus Stettin erbaute 1913 das heutige Orgelwerk (das 686. der Firma) mit zwei Manualen und einem Pedal, welches auf pneumatischen Kegelladen 12 klingende Stimmen besitzt. Das Instrument wird unter Orgeln dieser Größenordnung zu den besonders luxuriösen und interessanten seiner Zeit gerechnet.
Im Ersten Weltkrieg mußten die Prospektpfeifen abgeliefert werden. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Pfeifenwerk der Orgel stark beschädigt und Teile desselben entwendet. 1948 wurde sie notdürftig repariert. Die Kosten für weitergehende Arbeiten sollten 300,-DM und "nach der Ernte eine kleine Spende von etwa 50 Pfund Roggen und einigen Pfund Hülsenfrüchten" betragen. Aber erst 1975 wurde die Orgel wieder in allen Registern spielbar gemacht, dabei aber durch die Verwendung fremder Pfeifen die Disposition der Orgel stark verändert.
Mitte der neunziger Jahre unseres Jahrhunderts war die Orgel nicht mehr spielbar. 1999 wurde sie von der Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt GmbH aus Bad Liebenwerda umfassend restauriert, wobei weitgehend der Zustand von 1913 wiederhergestellt wurde.
Die acht Brustbilder an der Orgelempore sind im Jahr 1863 ebenfalls von Carl Julius Milde gemalt worden. Zu sehen sind von links nach rechts: Die beiden Kirchenväter Augustinus und Germanenmissionar Bonifacius, die beiden Missionare unseres Landstriches Otto von Bamberg und Berno von Schwerin, die beiden Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon, die beiden herausragenden Reformatoren in Pommern Bugenhagen und Knipstro (erster vorpommerscher Generalsuperintendent in Wolgast).

Opferstock und Triumphkreuz
Unter der Orgelempore befindet sich ein eicherner Opferstock aus dem Jahr 1786.
Der älteste Ausstattungsgegenstand der Kirche ist das gotische Triumphkreuz aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an der Ostwand des Kirchenschiffes. Die Kreuz-enden bilden geschnitzte Evangelistensymbole.

Die Kanzel
Laut Inschrift an ihrer Rückwand zwischen Korb und Deckel wurde die Kanzel im Jahr 1590 hergestellt. Den Schalldeckel krönt eine Figur des Mose (oder eines Apostels ?). Um den Rand dieses Deckels ist zu lesen: "DES PRIESTERS LIPPEN SHOELLEN DE LERE VORKUNDIGEN DEN UTH EHREN MUNDE SCHAL TU DAT GESETTE SOEKEN". Die Bildflächen sind jeweils mit erklärenden Überschriften und unter den Bildern stehenden Angaben der betreffenden Bibelstellen versehen.
Von links nach rechts:
1. "WIE MOSES IN DER WÜSTEN EINE SLANGE ERHÖGET HAT, ALSO MUS DES MENSCHEN S.E.W." (- Sohn erhöht werden). Bild: Aufrichtung der ehernen Schlange durch Mose ("IOHANNES A3"). 2. "ICH WILL SIE ERLÖSEN AUS DER HÖLLEN UND VOM TODT ERRETTEN". Bild: Christus steht auf dem Tod und dem Teufel ("HOSEA 13"). 3. "SIE DAS IST GOTTES LAMB WELCHES DER WELT SÜNDE TREGT". Bild: Johannes der Täufer, zu Füßen das Lamm ("IOHANNES 1"). 4. "ER IST UMB UNSER SUNDE WILLEN DAHIN GEGEBEN". Bild: Paulus mit dem Schwert zeigt auf die Bibel ("ROMEREN 4").
Der Kanzelaufgang zeigt einen in der Bibel lesenden Pastor und die Inschrift: "SELICH SINDT DIE GOTTES WORDT HÖREN UND BEWAREN." Zum Textanfang!

Der Chorraum
Im Chor hat Milde die ursprüngliche Malerei nachempfunden und teilweise wieder hergestellt.
Bis in die sechziger Jahre unseres Jahrhunderts befanden sich hier von Milde bemalte Glasfenster, die stark reparaturbedürftig 1998 im Kirchturm aufgefunden und vorerst eingelagert wurden. Diese Fenster zeigten im obersten Bild einen Engel, darunter ein Wappen des Adelsgeschlechts von Behr (teilweise unter Verwendung von älteren Scheiben, die zum Teil auch in den jetzigen Fenstern zu sehen sind). Die beiden unteren Felder wurden mit Ornamenten gestaltet.

Die Taufe
Die Taufe stammt aus dem Jahr 1576 und gilt als als die künstlerisch bedeutendste und schönste Renaissancetaufe im Bereich der Pommerschen Evangelischen Kirche. Ihre Malereien wurden 1857 durch Milde zum Teil neu gefasst.
Auf den acht Feldern der Kuppa sind abwechselnd Wappen und biblische Szenen zu sehen, deren Bibelstellen auf den Bildern angegeben sind: 1. Jesus segnet Kinder, die von der Mutter zu ihm gebracht werden (MARK. X), 2. Jesus und Nikodemus am Abend (IOH. III), 3. Johannes tauft Jesus, darüber die Taube (MATH. III), 4. Jesus am Kreuz (IOH. XIX). Unter den Bildern befindet sich eine Inschrift: "CHRISTVS SPRICKT MATTHEI AM LESTEN CAP. GAT HE IN DE GANTZE WERLT VND LERT ALL HEID DOPTE SEIM". Am Fuß eine weitere Inschrift: "GOT VND DER HEILGEN DOP ZV EREN HAT D EDLE ERBAR ERENFESTE GERT BER VND ILSE LIEVEZOW MICH VF IRE VNKOST LASSEN FERDIGEN. ANNO 1576."
Der dazugehörige seit 1945 nicht mehr auffindbare Deckel der Taufe zeigte in der Mitte das Lamm Gottes mit der Siegerfahne, eine Umschrift ("WENTE SO VELER IVWER GEDOFFT SVNDT HEBBEN CHRISTVM ANGETOGEN"), vier Wappen und die vier Evangelisten. Das sich im Pfarrhaus befindliche achteckige Taufbecken aus Messing trägt in der Mitte das von Strahlen umgebene Bild einer Taube.

Das Patronatsgestühl
In dieser Zeit (1595) entstand auch das als Empore ausgeführte Patronatsgestühl der Semlower Patronatsfamilie Behr im Chor, deren Brüstung später durch den Einbau des Altars unterbrochen wurde. Das Patronatsgestühl wurde durch einen Treppenaufgang in der Ostwand der Kirche zugänglich gemacht. Die Wappen in den Füllungen der Emporenbrüstung gehören zu mehreren Generationen des Semlower Geschlechtes Behr(-Negendank) und tragen erklärende Unterschriften. Zwei Wappen, die beim Einbau des Altars von der Empore entfernt wurden, haben in der Turmhalle ihren Platz gefunden.

Die Grabmale
Die steinernen Grabmale an der Südwand des Chores sind eine Arbeit aus dem Jahre 1605, wohl aus der Werkstatt des Claus Midow in Güstrow.
Das rechte zeigt unten die auf einer Tumba ruhende Gestalt des Adam Behr in voller Ritterrüstung mit Halskrause. Zu Füßen liegen Schwert und Handschuhe. Über ihm die Grabschrift: "ADAM BEHR HEIN BEHREN SOHN; FÜRSTLICHER POMMERISHEN LANDT UND REGIERUNGSRATH AUF NUSTROW, SEMLOW, DEIFELSTORF, NEWENHOFF UND LOBNITZ ERBSASSEN IST ANNO 1532 ZU NUSTROW GEBOR, UND DEN 18 SEPTEMB. DES IARS 1599 ZWISCHEN 7 UND 8 UHR DES MORGENS ALLHIE IN GOTT SELIGLICH ENTSCHLAFFEN. IN CHRISTO MORIENS COELIA RENGNA TENET (Bei Christus sind die Toten im Himmelreich bewahrt)“. Darüber ist das Grabmal seiner Ehefrau mit Halskrause und Witwenkappe zu sehen. Weiter oben befindet sich das eigentliche Ehrenmal. Es zeigt den gekreuzigten Christus zwischen den beiden knieenden Eheleuten. Das Blut des Gekreuzigten wird von Engeln aufgefangen. Umgeben ist das Bild von acht Wappen der Ahnenaufschwörung.
Die Inschriften lauten: "UND GLEICH ALSE MOSES IN DER WÜSTE DIE SCHLANGE ERHOHET HAT, ALSO MUS DES MENSCHEN SOHN ERHOHET WERDEN (IOH. 3)" und: "CHRISTUS IST MEIN LEBEN. STERBEN IST MEIN GEWIN." Über dem Bild ist u.a. eine Sanduhr und ein geflügelter Schädel, über den Wappenreihen je eine Figur (fides und spes - Glaube und Hoffnung - versinnbildlichend).
Links ist das Grabmal für das Ehepaar Christoph von Behr und Hedwig von Ribbeck unter und um die Fenster herum gestaltet worden. Die Eheleute knien sich gegenüber, in der Mitte ein Betpult mit einem Buch; zu Füßen des Ehemannes der Ritterhelm. Dahinter die Grabtafel: "ANNO 1605 HAT DER EDLER GESTRENGER UND EHRENVESTER CHRISTOFF BEHR AUF NUSTROW, SEMLOW UND LUBBENITZ ERBSESSEN DIES EPITAPHIUM BEI SEINEM LEBEN ZUR ERINNERUNG IRER BEIDER STERBLICHKEIT UND FRÖHLICHEN AUFFERSTEHUNG ALLHIE SETZTEN LASSEN." Unter den Fenstern steht: "ICH BIN DIE AUFERSTEHUNG UND DAS LEBENT. WER AN MICH GLEUBET DER WIRD LEBEN OB ER GLEICH STURBE.JOHANN AMXI"
In den inneren Laibungen der Fenster sind je acht Wappen angebracht und zwischen den Fenstern ein Relief mit dem auferstandenen Christus mit der Siegesfahne über den erschreckten Grabeswächtern. In den äußeren Fensterlaibungen stehen die Apostel Petrus und Paulus. In den Fensternischen wieder Inschriften: "UNSER WANDEL IST IM HIMEL VON DANNEN WIR AUCH WARTEN DES HEILANDES JESU CHRIST DES HERRN. PHI 3." und: "WIR WARTEN ABER EINES NEWEN HIMELS UND EINER NEWEN ERDEN NACH SEINER VERHEISSUNG IN WELCHER GERECHTIG-KEIT WONET. 2. PE. 3." Über den Fenstern steht in der Mitte der Todesengel mit Schädel und Stundenglas, darüber zwei weibliche Gestalten. Die Inschrift lautet: "HODIE MIHI CRAS TIBI" („Heute ist es an mir, morgen ist es an dir“ – zu sterben.) und: "ICH BIN DER WEG DIE WAHRHEIT UND DAS LEBEN. NIEMAND KOMPT ZUM VATER DEN DURCH MICH. JOH.XIV.“
Das barocke Epitaph an der Nordwand des Chores ist eine Arbeit aus der Rostocker Werkstatt von Dittrich Hartig. Es zeigt Joachim Christoph Behr, (gestorben1706), der unter anderem schwedischer Regierungsrat war. Von der Schwedenzeit zeugen die beiden das Wappen haltenden Löwen.

Der Altar
Der Altaraufsatz von 1723 stammt aus der Werkstatt des Stralsunder Bildhauers Elias Keßler. Das Hauptfeld zeigt eine Kreuzigungsgruppe, darunter ein Abendmahlsrelief, darüber ein Relief mit dem (hebräischen) Namen Gottes (frei in einer Rahmung schwebend) und den Figuren des Christus und Johannes des Täufers.
Neben den Säulen sind die Figuren von Mose (links) und Aaron dargestellt. Auf den Tafeln des Mose sind nicht die Zehn Gebote verzeichnet, sondern: "du solt den Herrn deinen Gott lieb haben von Ganzem Herzen" und: "du solt deinen Nechsten lieben wie dich selbst" (mit den entsprechenden Bibelstellen).
Ein Lesepult, das auch eine Taufschale getragen hat, stammt aus der gleichen Werkstatt.
Rechts neben dem Altar befinden sich an der Wand zwei Tafeln mit den Namen der Pastoren, die in Semlow seit der Reformation ihren Dienst getan haben.

Der Dank
1996 hat die Kirchengemeinde Semlow mit der Sanierung ihrer Kirche (Bauleiter Elmar Bodet, Restauratorin Elke Kuhnert) begonnen. Was Generationen vor uns geschaffen haben, wollen wir für die nachfolgenden bewahren. Gottes Nähe und seine Hilfe sollen in diesen Mauern für uns Menschen erfahrbar bleiben. Vieles ist schon erreicht und getan.
Große Hilfe haben wir erfahren durch: die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, das Land Mecklenburg-Vorpommern, den Landkreis Nordvorpommern, die Kommune Semlow, den Verein zur Bewahrung der Semlower Kuturgüter, die Nordelbische Ev. -Luth. Kirche, die Pommersche Evangelische Kirche, den Kirchenkreis Stralsund, die Familie des ehemaligen Besitzers der Semlower Güter, die Familie des ehemaligen Besitzers des Zornower Gutes, viele Spenderinnen und Spender aus Semlow, den umliegenden Dörfern und ganz Deutschland, deren Namen hier nicht alle aufgezählt werden können.
Ohne diese Hilfe wäre die Kirche heute in einem traurigen Zustand. Aber viel bleibt noch zu tun. Wenn Sie uns dabei helfen möchten, geben Sie Ihre Spende in den Opferstock oder überweisen Sie sie auf das Konto der Evangelischen Kirchengemeinden Semlow und Eixen 540 000 108, BLZ 150 50 500, bei der Sparkasse Vorpommern. Vielen Dank.

Impressum: Homepage der evangelischen Kirchengemeinde Semlow - Eixen: Evangelisches Pfarramt, Bad Sülzer Straße 1, 18334 Eixen
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